Gesellschaftspolitischer Aufbruch und Vereinsgründung

Am Anfang des 19.ten Jahrhunderts, in der Zeit des Umbruchs vom Absolutismus ins Industriezeitalter, bestand Deutschland aus einigen großen und vielen kleinen Einzelstaaten. Der größte Teil Europas, insbesondere die deutschen Staaten, gehörte zum Herrschaftsbereich Napoleons des I. Die Herrscher dieser Staaten waren eifersüchtig darauf bedacht, ihren eigenen Machtbereich zu erhalten oder noch zu vermehren. Bei den Menschen, die unter den kriegerischen Auseinandersetzungen zu leiden hatten, insbesondere im Königreich Preußen mit seiner Hauptstadt Berlin, entwickelte sich ein großer Freiheitsdrang nach gesellschaftlichen Reformen. Der nach dem Ende der Napoleonischen Herrschaft einsetzende geistige und gesellschaftliche Umbruch, wobei alte Gewohnheiten und Überlieferungen beseitigt werden mussten, war der eigentliche Ursprung der Vereinsgründungen neuerer Zeit in Deutschland.

So war es Friedrich Ludwig Jahn, der im Jahre 1811 auf der Hasenheide in Berlin die Jugend zur Körperertüchtigung aufrief und von seiner Turnidee begeisterte. Aber nicht alle Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft standen dieser Entwicklung positiv gegenüber und es dauerte noch bis Mitte des Jahrhunderts bis die Vereinsgründungen auf breiter Basis erfolgten. So entstand der typisch deutsche Verein, worüber wir von anderen Staaten heute noch oftmals beneidet oder auch verhöhnt werden.

Von diesen Tatsachen ausgehend, kann man ermessen wie aufgeschlossen die Bevölkerung von Planig damals war, denn bereits im Jahre 1862 haben sich männliche Einwohner aller Gesellschaftsschichten zusammengefunden, um einen Turnverein zu gründen. Mit der wohlwollenden und werbenden Unterstützung von Bürgermeister Johannes Haupt und den Pfarrern Friedrich Ludwig Ritter (1843– 1878) von der evangelischen und Josef Hirter (1848–1892) von der katholischen Pfarrgemeinde wurden die Bürger für die neue Turnidee gewonnen. Am Anfang wurde darüber diskutiert, wie man den Verein für die Zukunft sichern könne, wobei auch die ersten Proben turnerischen Könnens abgelegt wurden. Es wurde sehr großer Wert auf Körperhaltung und Gewandtheit bei den Übungen gelegt. Ebenso wurde von den jungen Turnern ein tadelloses und diszipliniertes Verhalten auch außerhalb des Vereins gefordert. Es war eine große Ehre für jeden Bürger, in der damaligen Zeit einem Verein anzugehören. Die Pflege der Kameradschaft und Geselligkeit wirkte auf das Gemeinwohl sehr positiv und der Verein rechtfertigte somit seine Anerkennung bei der Bevölkerung. Die Räumlichkeiten und technischen Ausrüstungen waren in den Anfangsjahren sehr dürftig und der damaligen Zeit entsprechend. Doch mit jugendlicher Begeisterung und Lernbegierde kamen die Turner, überwiegend am Sonntagnachmittag, zu den Übungsstunden, um die turnerischen Fertigkeiten zu erlernen. Leider sind aus dieser Zeit der Gründerjahre keine Unterlagen mehr vorhanden und die Chronisten waren auf mündliche Überlieferungen angewiesen. Somit kann auch nicht mehr nachvollzogen werden, wer die ersten Vorsitzenden des Vereins waren. Lediglich sind als Mitgründer Johann Petry Und Balthasar Schneider bekannt.